Herrscherkult

Herrscherkult
Hẹrr|scher|kult, der:
sakrale Verehrung eines Herrschers.

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Herrscherkult,
 
sakrale Verehrung des Herrschers, der als machterfüllter Mensch und sichtbarer Gott, Sohn eines Gottes oder göttlicher Erwählter gilt und neben seinen herrscherlichen Funktionen meist diejenige des obersten Priesters innehat. Seine Insignien und Gewänder symbolisieren das numinose Charisma, das er besitzt. Das Hofzeremoniell umgibt ihn mit einem starren Ritual, dem er sich selbst fügen muss. Sein Leben vollzieht sich meist in strenger Abgeschlossenheit; Krönung und Bestattung sind kulturelle Akte. Der Brauch, beim Tod des göttlichen Herrschers die Menschen seiner engeren Umgebung ebenfalls zu töten und mit ihm zu bestatten, war gelegentlich Bestandteil des Herrscherkults (Totenbegleitopfer).
 
Im alten Ägypten besaßen die Könige seit Beginn der geschichtlichen Zeit eigene Priester und Kultstätten, um für ihr jenseitiges Dasein die nötige materielle Versorgung aufrechtzuerhalten. Auch Königsstatuen genossen wie Götterbilder einen eigenen Kult. Dieser Königskult ist somit ein Vorläufer des Totenkults, der in späterer Zeit allen Verstorbenen galt. Die göttlichen Titel und Beinamen des regierenden Königs meinten nicht seine Person, sondern die Rolle des Schöpfergottes, die er auf Erden zu vertreten hatte. - Teilweise von ägyptischen Vorstellungen beeinflusst war die göttliche Verehrung Alexanders des Grossen und seiner Nachfolger. Auf sie wurden die der religiösen Sphäre entstammenden Bezeichnung Epiphanes (»sichtbarer Gott«) und Soter (»Retter«, »Heiland«) übertragen. - Rom sah im Kaiserkult ein Mittel zum Zusammenhalt seines Reiches. - In den germanischen Reichsbildungen der Völkerwanderungszeit und des frühen Mittelalters, in Skandinavien bis ins 10. Jahrhundert, legitimierten die Könige ihre Herrschaft durch Abkunft von den Göttern. Dieses Königsheil germanischen Ursprungs verschmolz mit einem sakralen Charakter, den auch das Christentum dem König und Kaiser beimaß, indem es die Krönung als Sakralakt gestaltete (Gottesgnadentum). - Herrscherkulte finden sich noch heute bei einigen indigenen Völkern; bis ins 20. Jahrhundert bestanden Herrscherkulte um den Kaiser als »Sohn des Himmels« in China und den Tenno in Japan.

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Hẹrr|scher|kult, der: sakrale Verehrung eines Herrschers.

Universal-Lexikon. 2012.

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